XXelle Newsletter | Dezember 2025
Liebe Leser*innen!
Es war im Oktober 1994, ein kleiner Kreis von Frauen trifft sich, um Informations- und Arbeitsstrukturen für Frauen mit HIV zu schaffen. Die Frage: Wie können Frauen mit HIV gut informiert, beraten und unterstützt werden? Dazu wurde dann im Sommer 1995 ein erstes landesweites Frauentreffen organisiert - in Oer-Erkenschwick. 30 Frauen kamen, diskutierten, überlegten und entwickelten die Idee einer Landesarbeitsgemeinschaft. Der Vorstand der Aidshilfe NRW war seinerzeit mit an Bord und förderte die Gründung, die am 16. Dezember 1995 - vor 30 Jahren - erfolgte.
Neben dem fachlichen und inhaltlichen Austausch bietet die Landesarbeitsgemeinschaft Frauen* und HIV/Aids in NRW (LAG) seither eine landesweite Vernetzung und gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit für frauenspezifische Angebote in Nordrhein-Westfalen. Ein weitere Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die kontinuierliche Qualitätsentwicklung der Frauen- und HIV/Aids-Arbeit in NRW.
Die LAG setzt sich aus positiven Aktivistinnen, ehrenamtlich Tätigen sowie hauptamtlichen Mitarbeiter*innen der Aidshilfen und anderer freier Träger und Gruppen mit einem Arbeitsschwerpunkt Frauen und HIV/Aids zusammen. Ihre Mitglieder beschäftigten sich von Anfang an mit Fragen der Schwangerschaft, Geburt und dem Stillen von Kindern. Fortschritte in der Therapie, Erkenntnisse der medizinischen Abläufe und nicht zuletzt gesellschaftliche Entwicklungen trugen zu einer differenzierten und Mutter/Kind-zentrierten Diskussion bei.
Dazu passt, dass im Frühjahr die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) und die Österreichische Aids-Gesellschaft eine aktualisierte Leitlinie zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen verabschiedet haben. Auch eine Vertreterin der LAG hat an der Erarbeitung dieser Leitlinie mitgewirkt. Im Hinblick auf die Art der Entbindung gibt es keine Änderungen. Frauen mit einer nicht nachweisbaren Viruslast können vaginal entbinden. Zum Stillen hat sich die neue Leitlinie eindeutig positioniert. Frauen mit supprimierter Viruslast können stillen. Darauf hatten wir im letzten Newsletter bereits hingewiesen.
Schwangerschaft und Geburt sind nur zwei Beispiele von vielen, wo sich die LAG an aktuellen fachlichen und gesellschaftlichen Diskussionen beteiligt. Sie bündelt Fachwissen, fördert den Austausch und stellt frauenspezifische Prävention in den Mittelpunkt. Wir gratulieren allen Mitgliedern der LAG und danken auch allen Kolleg*innen, die in den zurückliegenden 30 Jahren an dieser Stelle Entscheidendes entwickelt und bewirkt haben!
Wir wünschen Ihnen frohe und friedvolle Feiertage, einen guten Übergang ins Neue Jahr 2026 sowie eine anregende Lektüre unseres Newsletters.
Petra Hielscher und Guido Schlimbach
Frauen und HIV/Aids
Aidshilfe NRW
Mehr HIV-Neuinfektionen in Deutschland
Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt die Zahl der HIV-Neuinfektionen im vergangenen Jahr auf 2 300. Für das Land NRW schätzt das RKI die Zahl der Neuinfektionen auf etwa 450, was einem Anstieg von etwa 3,5 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Etwa die Hälfte des Anstiegs ist auf Infektionen bei Männern zurückzuführen, die Sex mit Männern haben. Anstiege der HIV-Neuinfektionen wurden jedoch auch bei Menschen mit injizierendem Drogengebrauch sowie durch heterosexuelle Übertragungswege beobachtet. „Auch ein leichter Anstieg der HIV-Zahlen darf uns nicht beruhigen. Es zeigt sich, dass weitere Anstrengungen erforderlich sind, um Aids zu vermeiden. Damit Menschen rechtzeitig von ihrer HIV-Infektion erfahren und zeitnah mit wirksamen Therapien beginnen können, bedarf es vor allem zielgruppenspezifischer Testangebote sowie einem leichten Zugang zu Therapie“, erklärte Patrik Maas, Landesgeschäftsführer der Aidshilfe NRW. Weitere Informationen zum Infektionsgeschehen finden Sie unter rki.de.
Kürzungen im Landes-Aids-Etat werden 2026 zurückgenommen
Das Land Nordrhein-Westfalen wird für die Zwecke der HIV-/Aids-Prävention im Jahr 2026 wieder einen Betrag von 4,591 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Das teilten nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Marco Schmitz, und die sozialpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Jule Wenzel, in einer gemeinsamen Erklärung mit. In diesem Jahr war die Förderung auf 4,2 Mio. Euro gekürzt worden. Damit können die ZSP-Projekte für das Jahr 2026 mit einer Summe von 1,25 Mio. Euro gefördert werden, im laufenden Jahr waren es nur 1,09 Mio. Euro. Die Politik hat also ihr Versprechen eingelöst und die Kürzungen zurückgenommen, da die Haushaltslage es wieder zulässt. Die Aidshilfe hat diesen Vorgang mit einem Text gewürdigt, der weitere Bedarfe für die Unterstützung von Menschen durch die Aidshilfe betont. Dieser Text wurde den Abgeordneten am Rande einer Plenarsitzung im Vorfeld des Welt-Aids-Tags überreicht. Sie finden ihn hier (PDF-Datei). Die Aidshilfe NRW dankt allen Politiker*innen im Landtag, die stets ein offenes Ohr für ihre Anliegen hatten, Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und den Mitarbeiter*innen im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales.
Die Kampagne „Gemeinsam. Gerade jetzt!“ präsentiert Animationsclip
Ein Stein nach dem anderen kippt – bis alles am Boden liegt. Mit beeindruckender Symbolik zeigt ein Animationsclip zum Welt-Aids-Tag, wie Kürzungen bei den globalen Maßnahmen gegen HIV zurzeit alles gefährden, was bisher erreicht wurde – und Millionen Menschen das Leben kosten könnten. Angefangen hat diese Entwicklung zu Beginn des Jahres mit einem weitgehenden Rückzug der USA, weltweit größte Geldgeberin im Kampf gegen Aids. Doch die EU und andere Länder folgten. Auch Deutschland kürzte seine Zuwendungen zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. Wie bei einem Domino-Effekt schwindet das Bewusstsein, dass Therapie und Prävention unverzichtbar sind und dass Solidarität der Schlüssel für eine Welt ohne Aids ist. Weitere Informationen finden Sie unter nrw.aidshilfe.de.
Weckruf. Verhindert die Rückkehr von Aids!
"Wacht endlich auf!" – Mit einem drastischen Weckruf lenken die Deutsche Aidshilfe und zahlreiche Erstunterzeichner*innen zum Welt-Aids-Tag die Aufmerksamkeit auf die dramatischen Rückschritte bei den globalen Maßnahmen gegen HIV und Aids. Auch die Aidshilfe NRW ist Erstunterzeichnerin dieses Aufrufs. Gemeinsam fordern die Unterzeichnenden die Bundesregierung und die Regierungen anderer Länder auf, die Notsituation endlich klar zu sehen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Eine alte Wahrheit im Kampf gegen Aids gewinnt nun wieder an Bedeutung: Schweigen = Tod. Die Website des Weckrufs mit dem Text und sämtlichen Erstunterzeichnenden sowie weiterführenden Informationen finden Sie unter aidshilfe.de.
Forschungskurzbericht „Femizide in Deutschland“
„Femizide in Deutschland“ (FemiziDE) ist ein empirisches Verbundforschungsprojekt des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen und des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e. V. Von 2022 bis 2025 wurde das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert, der Bericht wurde Ende November veröffentlicht. Den Text finden Sie hier (PDF-Datei).
Bundeslagebilder "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten" und "Häusliche Gewalt" für das Jahr 2024
Wie das im November veröffentlichte Bundeslagebild "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2024" verdeutlicht, stiegen die polizeilich erfassten Zahlen zu weiblichen Opfern in fast allen betrachteten Deliktsgruppen weiter an. Das Lagebild enthält Daten über Straftaten, die von Vorurteilen gegen Frauen motiviert sind, sowie Zahlen zu Delikten, die überwiegend zum Nachteil von Frauen begangen werden. Das Hauptziel dieses Lagebildes besteht darin, eine zuverlässige und aussagekräftige Datenbasis über polizeilich registrierte geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen bereitzustellen und so einen Beitrag zur Kriminalitätsbekämpfung und Prävention zu leisten. Weitere Informationen finden Sie unter bka.de.
Zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt
Das Bündnis Istanbul-Konvention (BIK) hat Ende November seinen zweiten Alternativbericht zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Deutschland GREVIO, dem unabhängigen Expert*innengremium des Europarats, vorgelegt. Es zeigt sich, dass weiterhin massive Lücken beim Schutz vor geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt bestehen. Den Bericht finden Sie hier (PDF-Datei).
Unabhängige Expertenkommission zur Verbesserung des Schutzes von Prostituierten
Bundesministerin Karin Prien hat eine unabhängige Expertenkommission zur Verbesserung des Schutzes von Prostituierten (Prostituiertenschutz-Kommission) einberufen. Die Ergebnisse der Prostituiertenschutz-Kommission sollen zu einem besseren Schutz der in der Prostitution tätigen Menschen, insbesondere zu einem besseren Schutz vor Zwangsprostitution und Menschenhandel, beitragen. „Die Debatten der vergangenen Wochen machen einmal mehr deutlich, dass wir die Situation von Menschen, die in der Prostitution tätig sind, dringend verbessern müssen. Besonders der Kampf gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel und Gewalt ist für die Bundesregierung ein wichtiges Anliegen. Daher habe ich die unabhängige Expertenkommission zum Schutz von Prostituierten einberufen. Sie wird auf Grundlage des Evaluationsberichts zum Prostituiertenschutzgesetz mit der dort versammelten Expertise Empfehlungen erarbeiten, die es der Politik ermöglichen, fundierte und sachlich gut begründete Entscheidungen zum Schutz der Prostituierten zu treffen“, so Prien. Weitere Informationen finden Sie unter bmbfsfj.bund.de.
Expertenkommission tagt ohne Beteiligung der Betroffenen
Bei der ersten Sitzung der im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Expertenkommission zum Thema Prostitution nahm keine einzige sexarbeitende Person als Mitglied der Kommission teil. Die Kommission soll eineinhalb Jahre tagen und ist mit hochkarätigen Menschen u.a. aus Forschung, Sozialarbeit, Rechtswissenschaft und Medizin besetzt. Der Berufsverband für Sexarbeitende begrüßt eine Reform des Prostituiertenschutzgesetzes. Dass keine einzige sexarbeitende Person in die Kommission berufen wurde, muss kritisiert werden. Die Presseinformation des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) finden Sie hier (PDF-Datei).
Wir stellen vor: Isabell Diekhoff aus der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
Seit Juli 2025 ist Isabell Diekhoff in der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel die Ansprechpartnerin für die frauen*orientierte Arbeit. Mit ihrer theoretischen wie praktischen Erfahrung wie auch ihrer zupackenden Art setzt sie sich seitdem dafür ein, Frauen* mit HIV in vielfältiger Weise zu stärken und ihren Alltag zu erleichtern. Mehr über unsere neue Kollegin finden Sie unter xxelle-nrw.de.
Neue Buchveröffentlichung: „Sexuelle Rechte und Gesundheit in Haft“
Sexuelle Gesundheit und sexuelle Rechte sind grundlegende Menschenrechte – auch hinter Gefängnismauern. Das neue Buch „Sexuelle Rechte und Gesundheit in Haft“, herausgegeben von Bärbel Knorr und Heino Stöver, rückt einen bislang wenig beachteten Bereich in den Fokus: Es zeigt auf, wie eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsversorgung, fehlende Aufklärung, strukturelle Gewalt und Diskriminierung die Lebensrealität von Inhaftierten prägen. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Datei).
16. und 17. Januar 2026 | Mülheim/Ruhr
15. Fachtag Sexualität & Psyche
Im Blickpunkt: Dimensionen des Begehrens – Können - Dürfen – Müssen? Geplant sind unter anderem Vorträge bzw. Workshops zur Therapeut*innen-Patient*innenbeziehung, verbotenen Sexualität, zu Chemsex, zur HIV-PrEP für Frauen, Mentalisierung und zur Sexualität im Angesicht des politischen Zeitgeists. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Datei).
7. bis 8. Februar 2026 | Berlin
Was wir in der Community für unsere psychische Gesundheit tun können
Die DAH bietet ein praxisorientiertes Grundlagenseminar für LGBTIQ+ Multiplikator*innen an, die in ihren Communitys eigene Unterstützungsangebote entwickeln und umsetzen wollen. Es geht um Wissen, Positionierung und konkrete Handlungsmöglichkeiten für den Alltag: mit Herz, Haltung und Lust etwas bewegen. Psychische Gesundheit ist ein Thema, das uns alle betrifft. Doch was können wir konkret tun, um andere zu unterstützen – und uns selbst dabei nicht aus dem Blick zu verlieren? Themen sind z. B. Umgang mit Stress, Resilienz, Selbstmanagement, Nervensystem, sichere Arbeitsatmosphäre etc., entsprechende Übungen sind inkludiert. Weitere Informationen finden Sie unter seminar.aidshilfe.de.
12. bis 15. Februar 2026 | Waldschlösschen
Positiven-Universität
Die Positivenuni findet im Rahmen der bundesweiten Positiventreffen in der Akademie Waldschlösschen statt und dient der Auseinandersetzung mit aktuellen Themen im HIV/Aids-Kontext. Dabei stehen strategische Diskussionen für Aktivist*innen, die in der Selbsthilfe aktiv sind (oder waren), ebenso wie für Interessierte an Diskussionen innerhalb der Aids- und Selbsthilfe im Mittelpunkt. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie unter waldschloesschen.org.
27. bis 29. März 2026 | Berlin
Münchner AIDS- und Infektiologie-Tage
Seit vier Jahrzehnten sind die Münchner AIDS- und Infektiologie-Tage eine der wichtigsten Plattformen für den interdisziplinären Austausch zu HIV, AIDS und Infektiologie. 2026 wird dieses besondere Jubiläum gefeiert – und das wieder zu Gast in Berlin! Weitere Informationen finden Sie unter aids-tage.de.
14. bis 17. Mai 2026 | Grünberg
Bundesweites Treffen positiver heterosexueller Frauen und Männer
Das Treffen dient dem Erfahrungs- und Wissensaustausch rund um den Alltag mit der HIV-Infektion. Zugleich erhalten die Teilnehmer*innen Einblick in die Ziele und Aufgaben des Selbsthilfenetzwerks, was vor allem für diejenigen wichtig ist, die zum ersten Mal dabei sind. Einander zuhören, sich gegenseitig informieren, miteinander arbeiten, befähigt, um in Selbsthilfegruppen vor Ort und in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen als kompetente Multiplikator*innen wirken zu können. Weitere Informationen finden Sie unter seminar.aidshilfe.de.
22. bis 25. Mai 2026 | Hamburg
Treffen für junge Erwachsene mit HIV von 18 bis 27 Jahren
Den richtigen Job, die eigene sexuelle und geschlechtliche Identität finden und lustvoll auszuleben, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln oder in einem fremden Land zu leben, sind für viele junge Menschen spannende aber manchmal auch herausfordernde Aspekte des Lebens. Eine HIV-Infektion und damit das Leben mit einer chronischen Erkrankung stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. Es ist jedoch meist nicht die Sorge vor Krankheit und Tod, die Menschen mit HIV verunsichern, sondern häufiger die Sorge vor Ausgrenzung, Ablehnung und Diskriminierung. An diesem Wochenende sind alle Menschen mit HIV zwischen 18 und 27 Jahren, die in Deutschland leben, eingeladen, sich unabhängig von geschlechtlicher und sexueller Identität oder Herkunft über ihre Perspektive auf die eigene HIV-Infektion, über die gemachten Erfahrungen und Strategien auszutauschen und voneinander zu lernen. Weitere Informationen finden Sie unter seminar.aidshilfe.de.
Ausschreibungen im Landesverband
Aktuelle Ausschreibungen der Aidshilfe NRW und ihrer Mitgliedsorganisationen sowie befreundeter Organisationen finden Sie unter ahnrw.de.
Der nächste Newsletter erscheint Ende Januar 2026
Wir freuen uns über interessante Berichte, Veranstaltungshinweise etc. Bitte senden Sie diese bis Mitte Januar per E-Mail an Petra Hielscher.